Veröffentlicht am von Lena Schubert
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Die Synthese von bioaktiven Molekülen, insbesondere von zyklischen Aminen wie Dihydropyridin, spielt eine entscheidende Rolle in der modernen Medizin und Biochemie. Ein bemerkenswerter Fortschritt in diesem Bereich wurde an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erzielt, wo Chemiker ein Verfahren entwickelt haben, das auf externe Katalysatoren verzichtet und stattdessen einen in situ gebildeten Organoautokatalysator nutzt. Dies könnte die gesamte Herangehensweise an die Synthese bioaktiver Verbindungen revolutionieren und könnte erhebliche Auswirkungen auf die Arzneimittelherstellung haben.
Zyklische Amine, die Stickstoff- und Kohlenstoffatome enthalten, haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Besonders Dihydropyridin, ein Sechsring-Molekül, das sowohl für seine therapeutischen als auch für seine materialwissenschaftlichen Eigenschaften geschätzt wird, rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Dihydropyridin-Verbindungen finden Anwendung als Blutdrucksenker und zeigen vielversprechende Eigenschaften als photoelektronische Materialien. Die Möglichkeit, an das Stickstoffatom verschiedene Moleküleinheiten anzubinden, bietet ein enormes Potenzial zur gezielten Modulation von biologischen Eigenschaften, was für die Entwicklung neuer Arzneimittel von großer Bedeutung ist.
Trotz des Potenzials zyklischer Amine stellt deren Synthese eine erhebliche Herausforderung dar. Aktuell erfordern Transaminierungsreaktionen, die eine gezielte Modifikation des Substituents am Stickstoffatom erlauben, den Einsatz komplexer Enzymkatalysatoren oder teurer, oft toxischer Metalle. Diese Verfahren sind nicht nur kostspielig, sondern auch umweltbelastend, da sie häufig unter extremen Bedingungen ablaufen und toxische Abfälle erzeugen. Die damit verbundenen Herausforderungen sind besonders kritisch, wenn es um die Herstellung von pharmazeutischen Produkten geht.
Das neu entwickelte Verfahren der Tsogoeva-Gruppe setzt auf einen innovativen Ansatz: den Einsatz von Pyrrolidiniumsalz als organischen Autokatalysator, der während des Syntheseprozesses gebildet wird. Dieser Katalysator beschleunigt die Reaktion und ermöglicht es, die Synthese in einem einzigen, dominoartigen Prozess bei Raumtemperatur durchzuführen. Das Ergebnis ist eine hohe Ausbeute von bis zu 95 Prozent, was diese Methode sowohl effizient als auch nachhaltig macht. Dieses Verfahren ist nicht nur eine theoretische Überlegung, sondern liefert praktische Lösungen, die über die reine Nachahmung natürlicher Prozesse hinausgehen.
Das organoautokatalytische System, das von den Forschenden entwickelt wurde, markiert einen bedeutenden Fortschritt in der nachhaltigen Chemie. Es bietet eine kostengünstige und umweltfreundliche Strategie für den Zugang zu komplexen stickstoffhaltigen biomolekularen Verbindungen. Die Studie trägt nicht nur zur Verbesserung des grundlegenden Verständnisses der chemischen Reaktionen bei, sondern öffnet auch neue Wege für die Entwicklung innovativer Synthesemethoden, die ohne den Einsatz von schädlichen Enzymen, Metallen oder aggressiven Chemikalien auskommen. Dies ist nicht nur ein Gewinn für die chemische Forschung, sondern auch ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und verantwortungsbewussten Arzneimittelproduktion.
Mit dieser neuartigen Synthesetechnologie könnten in der Zukunft verdeckte Potentiale von bioaktiven Verbindungen besser ausgeschöpft werden, was zu einer verbesserten Therapieeffizienz und, letztendlich, zu einer besseren Patientenversorgung führen könnte. Damit stellt diese Forschung nicht nur einen Fortschritt in der chemischen Synthese dar, sondern bietet auch neue Perspektiven für die Medizin. Durch den Verzicht auf externe Katalysatoren wird zudem die Abfallproduktion reduziert, was in der gegenwärtigen Umweltdiskussion von entscheidender Bedeutung ist.
Quelle: https://analytik.news/presse/2025/443.html
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