Veröffentlicht am von Jonas Keller
Im bundesweiten Vergleich steht die Stadt Erlangen vor einer positiven Bilanz im Bereich geförderter Mietwohnungen. Während viele Städte mit dem Rückgang sozialer Wohnungsangebote kämpfen, verzeichnet Erlangen durch eine durchdachte wohnungspolitische Strategie einen Anstieg an Sozialwohnungen. Doch dieser Erfolg wird durch die angespannte Förderlage auf Bundes- und Länderebene gefährdet, was gravierende Folgen für künftige Bauprojekte haben könnte.
Mit der Vorstellung, dass eine eigene Wohnung eine Grundvoraussetzung für ein Leben in Würde und gesellschaftlicher Teilhabe ist, steht der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik hinter einer klaren Vision. In den vergangenen Jahren hat die Stadt bewusst Rahmenbedingungen für den geförderten Wohnungsbau geschaffen, die sowohl den Bestand an Sozialwohnungen erhöht als auch verschiedene Bindungsabläufe erfolgreich gemeistert hat. Der Zuwachs an geförderten Mietwohnungen in Erlangen ist nicht nur eine momentane Erscheinung, sondern das Ergebnis langjähriger, konsequenter Politik.
Der Zeitraum seit 2016 verdeutlicht diesen positiven Trend eindrucksvoll. Über 1.000 geförderte Mietwohnungen sind entstanden, während der Bestand von 3.399 auf 3.436 Wohnungen zwischen 2022 und 2024 gesteigert werden konnte. Geplante 111 neue geförderte Wohnungen für das nächste Jahr untermauern den unermüdlichen Einsatz der Stadt. Diese Zahlen zeigen, dass auch in unsicheren Zeiten eine durchdachte Strategie und intensive Bemühungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAU Früchte tragen können.
Trotz dieser positiven Entwicklung sieht sich die Stadt jedoch weiteren Herausforderungen gegenüber. Die Auskunft des Bayerischen Städtetags, dass die Fördertöpfe für den sozialen Wohnungsbau leer sind, lässt aufhorchen. Diese Situation betrifft nicht nur kommunale Wohnungsunternehmen, sondern auch private Bauprojekte in Erlangen. Der Planungs- und Baureferent Harald Lang beleuchtet, dass bedeutende Neubauvorhaben, insbesondere auf dem ehemaligen Siemens-Mitte-Areal, durch die verschlechterte Förderkulisse in ihrer Realisierung gefährdet sind.
Die Unsicherheit, die diese Problematik mit sich bringt, wirft einen Schatten auf die Planungssicherheit in der Stadt. Während Erlangen weiterhin an der Schaffung neuer geförderter Wohnungen arbeitet, erfordert die gegenwärtige Situation einen gewissen Grad an Kreativität und Flexibilität, um die gesetzten Ziele dennoch erreichen zu können.
Parallel zu diesen Herausforderungen nimmt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Erlangen weiter zu. Sozialreferent Dieter Rosner weist darauf hin, dass die Anzahl offener Wohnungsanträge von Haushalten mit niedrigem Einkommen stetig steigt. Diese Situation könnte gravierende Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt der Stadt haben. Wenn der Wohnungsbau ins Stocken gerät, gefährdet das nicht nur die individuelle Lebensqualität, sondern auch die soziale Stabilität in der gesamten Gemeinschaft.
Die Stadt sieht sich daher in der Verantwortung, eine klare Linie in der Wohnungspolitik zu verfolgen, die den Bedürfnissen der Bürger Rechnung trägt und soziale Ungleichheiten nicht weiter verschärft. Es ist ein Balanceakt zwischen dem Erhalt bestehender sozialer Strukturen und dem Ausbau durch neue Wohnprojekte.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen fordert die Stadt Erlangen gemeinsam mit dem Bayerischen Städtetag von Bund und Freistaat die Bereitstellung zusätzlicher Mittel für den sozialen Wohnungsbau. Janik betont, dass ohne verlässliche Förderungen kommunale Bauvorhaben nur schwer umsetzbar sind. Die Kommunen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, aber sie benötigen die entsprechenden Ressourcen, um nachhaltig agieren zu können.
Um zukünftige Engpässe zu vermeiden, arbeitet Erlangen an eigenen Lösungsansätzen. Alternative Modelle, wie Ablösezahlungen oder individuelle Belegungsbindungen, sollen helfen, sozialen Wohnungsbau auch ohne klassische Förderungen weiterhin zu sichern. Solche innovativen Ansätze könnten zum Vorbild für andere Städte werden und helfen, die Herausforderungen im sozialen Wohnungsbau proaktiv anzugehen.
Insgesamt steht Erlangen vor der Herausforderung, seinen positiven Kurs im geförderten Wohnungsbau fortzusetzen. Mit einem klaren Fokus auf die Schaffung von sozialem Wohnraum und der Anpassung an neue Rahmenbedingungen zeigt die Stadt, dass eine engagierte wohnungspolitische Strategie auch unter schwierigen Bedingungen Früchte tragen kann.
Quelle: https://erlangen.de/aktuelles/stabile-rahmenbedingungen-sozialer-wohnungsbau
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