Veröffentlicht am von Jonas Keller
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Bereits in den ersten Wochen seiner Amtszeit gab es deutliche Anzeichen dafür, dass die US-amerikanische Wissenschaftspolitik unter der Regierung von Donald Trump vor einer grundlegenden Kehrtwende steht. Massive Budgetkürzungen und Entlassungen bei führenden Forschungsinstitutionen wie den National Institutes of Health (NIH) führten dazu, dass viele Projekte nicht mehr wie geplant durchgeführt werden konnten. Diese Entwicklungen haben nicht nur Auswirkungen auf die amerikanische Forschungslandschaft, sondern auch auf internationale Kooperationsprojekte, einschließlich derjenigen in Deutschland.
Die NIH sind eine der wichtigsten Geldquellen für biomedizinische Forschung in den USA. Kürzungen in diesem Bereich gefährden die Durchführung zahlreicher Projekte und könnten somit die wissenschaftlichen Errungenschaften, die über die Jahre erzielt wurden, ernsthaft in Frage stellen. Dies hat unmittelbare Folgen für die Zusammenarbeit zwischen amerikanischen und internationalen Forschenden. Viele Projekte, die auf den Austausch von Erkenntnissen und Ressourcen angewiesen sind, sehen sich plötzlichen Limitierungen aufgrund der veränderten politischen Prioritäten in den USA gegenüber.
Diese Veränderungen in der Finanzierung spiegeln sich auch in den Prioritäten wider, die amerikanische Institutionen setzen. Wenn Kosten einschränkend wirken, werden weniger Projekte als relevant erachtet und folglich eingestellt. So verschieben sich von der finanziellen Betrachtung her die Limitationen der Forschung: Wo zuvor oft nicht genügend qualifizierte Forscher die größte Herausforderung darstellten, werden es nun die verfügbaren Budgets und Ressourcen.
Neben den direkten finanziellen Auswirkungen auf Projekte ist auch die Existenz essenzieller Forschungsinfrastrukturen bedroht. Die NIH haben über die Jahre unerlässliche Plattformen geschaffen, darunter Pubmed und verschiedene Datenbanken des National Center for Biotechnology Information (NCBI), die für viele internationale Forschende zentrale Hilfsmittel darstellen. Diese Ressourcen ermöglichen nicht nur den Zugang zu literarischen Arbeiten, sondern auch zu großen Datenmengen, die für innovative medizinische Forschungen von entscheidender Bedeutung sind.
Ein möglicher Rückbau dieser Infrastrukturen würde nicht nur die amerikanische Forschung betreffen, sondern auch international vernetzte Wissenschaftler, die auf diese Daten angewiesen sind. Der Verlust solcher zentraler Ressourcen könnte die biomedizinische Forschung erheblich einschränken und die globalen Fortschritte in der Medizin ernsthaft gefährden.
Trotz der herausfordernden Umstände in den USA könnten sich jedoch auch Chancen für europäische Forschungsstrukturen auftun. Sollte der Zugang zu wichtigen amerikanischen Datenbanken und Publikationen eingeschränkt werden, könnten europäische Einrichtungen und Systeme eine größere Rolle in der globalen Forschung übernehmen. Dies könnte die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wissenschaft stärken und helfen, die Ungleichheiten in der finanziellen Unterstützung zwischen Nordamerika und Europa zu verringern.
Die aktuellen Entwicklungen können als Anstoß dienen, um europäische Forschungsinitiativen zu fördern und auszubauen. Forscher könnten nun bestrebt sein, innerhalb der europäischen Gemeinschaften neue Netzwerke zu knüpfen, die es ermöglichen, die durch die amerikanische Forschung geschaffenen Lücken zu schließen. Der Rückgang der Attraktivität der amerikanischen Einrichtungen in Kombination mit einem Fokus auf die europäische Forschung könnte ultimately zu einer effektiv ausgeschöpften Wettbewerbsfähigkeit führen.
Trotz der momentanen Unsicherheiten in der US-Forschung wird die internationale Zusammenarbeit nicht gänzlich zum Erliegen kommen. Forscher wie Livius Penter an der Charité – Universitätsmedizin Berlin beabsichtigen weiterhin, mit amerikanischen Kollegen zusammenzuarbeiten und den Austausch im Rahmen von Konferenzen aufrechtzuerhalten. Die amerikanische Forschungslandschaft bleibt auch weiterhin führend, und viele europäische Wissenschaftler sind bestrebt, diese Beziehungen zu pflegen, um von den einzigartigen Ressourcen und der umfangreichen Expertise der US-Institutionen zu profitieren.
Ein echter Bruch in den internationalen Beziehungen ist schwer vorstellbar, auch wenn sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Die Weiterführung der Forschung und der interdisziplinären Projekte wird von einer soliden Kommunikation und einem strategischen Umgang mit den unsicheren finanziellen Rahmenbedingungen abhängen. Nur durch den Erhalt und die Stärkung solcher internationalen Netzwerke kann eine nachhaltige und effektive biomedizinische Forschung sichergestellt werden.
Die europäischen Institutionen können und sollten in dieser Zeit eine Schlüsselrolle einnehmen, um die Forschung voranzubringen und gemeinsam innovative Ansätze zu entwickeln. Die Fähigkeit, aus einer Krise heraus neue Wege und Perspektiven zu finden, wird entscheidend sein, um den gegenwärtigen Herausforderungen der weltweiten Forschung erfolgreich zu begegnen.
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/news/es-ist-zu-spuren-dass-von-amerikanischer-seite-bereits-starker-priorisiert-wird-f9e9cc6b-e59b-40b7-8676-5ea3b39f6813
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