Veröffentlicht am von Lena Schubert
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Die Stadt Göttingen hat im aktuellen ADFC-Fahrradklimatest mit einer Gesamtnote von 3,61 einen herben Rückschlag erlitten und belegt in der Vergleichsgruppe der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern den vierten Platz. Damit fiel Göttingen im Vergleich zur letzten Erhebung deutlich zurück, was sowohl die Platzierung als auch die Note betrifft. Während die Stadt noch im Ranking von 2022 auf einem höheren Platz war, zeigt sich in den aktuellen Ergebnissen, dass entscheidende Verbesserungen im Radverkehrssystem überfällig sind.
Trotz der enttäuschenden Gesamtnote weist Göttingen einige Stärken im Bereich des Radverkehrs auf. Besonders positiv hebt sich die Erreichbarkeit des Stadtzentrums hervor. Viele Radfahrer können schnell und unkompliziert in die Innenstadt gelangen, was nicht nur die Attraktivität des Radfahrens steigert, sondern auch zur Entlastung des motorisierten Verkehrs beiträgt. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit des zügigen Radfahrens. Gut ausgebaute Radwege ermöglichen es den Bürgern, sicher und schnell ihr Ziel zu erreichen, was gerade für Pendler von Bedeutung ist.
Zusätzlich wird die Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV als ein starkes Argument für Göttingen bewertet. Die Integration von Rad und Bus oder Bahn ist entscheidend, um Menschen zu ermutigen, das Auto stehen zu lassen und stattdessen auf das Fahrrad zu setzen. Dieser Aspekt trägt nicht nur zur Verbesserung der Luftqualität bei, sondern stärkt auch die lokale Wirtschaft, da Radfahrer häufiger auf Zubringerdienste angewiesen sind.
Trotz der genannten Stärken hat Göttingen auch signifikante Schwächen, die sich negativ auf die Gesamtnote ausgewirkt haben. Die Problematik des Fahrraddiebstahls ist eine der größten Herausforderungen für die Stadt. Hohe Diebstahlraten können abschreckend wirken und potenzielle Radfahrer davon abhalten, ihre Räder regelmäßig zu nutzen. Maßnahmen zum Schutz vor Diebstahl, wie etwa sichere Abstellmöglichkeiten oder die Förderung von Fahrradcodierungsaktionen, mussten bislang deutlicher in den Fokus gerückt werden.
Ein weiterer kritischer Punkt ist der Fahrradverleih in der Stadt. Zwar gibt es Initiativen, die den Zugang zu Leihfahrrädern erleichtern sollen, jedoch scheint die Infrastruktur und das Angebot nicht ausreichend optimiert zu sein, um eine breitere Nutzung zu fördern. Ein gut funktionierendes Fahrradverleihsystem könnte insbesondere Touristen und Gelegenheitsradlern entgegenkommen und das Fahrradfahren in Göttingen als attraktive Alternative zum Auto positionieren.
Ferner werden in den Ergebnissen des Tests die geöffneten Einbahnstraßen als Mangel aufgeführt. Diese stellen oft ein Hindernis für Radfahrer dar und machen das Radfahren in bestimmten Teilen der Stadt unattraktiv. Der Umbau und die gezielte Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer könnten hier Abhilfe schaffen und sicherere und komfortablere Radwege schaffen.
Im Vergleich zu anderen Städten, die im Fahrradklimatest bewertet wurden, schneidet Göttingen nicht besonders gut ab. In der Kategorie der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern belegen Erlangen, Darmstadt und Oldenburg die Plätze eins bis drei, wobei Erlangen mit der Note 3,13 hervorsticht. Der Abstand zwischen Göttingen und den führenden Städten ist deutlich, was die Dringlichkeit verdeutlicht, Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs einzuleiten.
Darüber hinaus lässt sich auch in den benachbarten Landkreisen ein Unterschied feststellen. Hann. Münden und Einbeck haben im Test schlechtere Bewertungen erhalten, was zeigt, dass es auch regional Unterschiede gibt, die es zu berücksichtigen gilt. Auch wenn diese Kommunen momentan nicht als Vorbilder gelten, könnten Anstrengungen in Göttingen möglicherweise auch positive Impulse in den umliegenden Städten setzen.
Insgesamt lassen die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklimatests keinen Zweifel daran, dass in Göttingen erheblicher Handlungsbedarf besteht. Die Stärken der Stadt im Bereich der Erreichbarkeit und Integration von Radfahren in den ÖPNV sind wichtig, um eine solidere Basis zu schaffen. Gleichzeitig ist es unerlässlich, die Schwächen anzugehen: Vom Schutz vor Fahrraddiebstahl über die Optimierung des Fahrradverleihs bis hin zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur. Nur durch gezielte Maßnahmen kann Göttingen seine Position im nächsten Fahrradklimatest verbessern und zu einer fahrradfreundlicheren Stadt werden.
Quelle: https://www.stadtradio-goettingen.de/redaktion/nachrichten/adfc_fahrradklimatest_2024_goettingen_schneidet_schlechter_ab
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