Veröffentlicht am von Lena Schubert
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In Bayern bewerten Radfahrerinnen und Radfahrer die Bedingungen für ihr Fortbewegungsmittel im Schnitt mit der Note 3,92. Dies ergibt sich aus dem aktuellen «Fahrradklima-Test», der zeigt, dass die Infrastruktur für Radfahrende nach wie vor ausbaufähig ist. Mit nur minimalen Verbesserungen gegenüber den Vorjahren bleibt die Zufriedenheit in Bezug auf Sicherheit und Komfort hinter den Erwartungen zurück.
Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist das durchweg negative Sicherheitsgefühl unter Radfahrenden. Mit einer Bewertung von 4,3 wird deutlich, dass die meisten Befragten sich nicht sicher im Straßenverkehr fühlen. Dies ist alarmierend, besonders wenn 78 Prozent der Radler den zu geringen Abstand beim Überholen durch Autos kritisieren. Um eine Verkehrssicherheit zu gewährleisten, ist es daher unerlässlich, dass das Bewusstsein über die geltenden Vorschriften heftig gefördert wird. Die gesetzlichen Anforderungen, dass Autos und Lkw beim Überholen einen Mindestabstand von 1,5 Metern innerorts und 2 Metern außerorts einhalten müssen, sind vielen Verkehrsteilnehmern nicht ausreichend bekannt. Hier besteht ein klärungsbedürftiger Handlungsbedarf.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die physische Beschaffenheit der Radwege. Die Tatsache, dass diese oft zu schmal sind oder von parkenden Autos blockiert werden, beeinträchtigt das Gefühl der Sicherheit zusätzlich. Eva Mahling, die Vorsitzende des ADFC Bayern, hebt hervor, dass solche Mängel nicht nur lästig sind, sondern auch bestimmte Bevölkerungsgruppen vom Radfahren ausschließen. Ein grundlegend überarbeitetes Radwegenetz, das möglichst unabhängig vom Autoverkehr verläuft, wäre notwendig, um mehr Menschen zum Radfahren zu ermutigen.
Die Flexibilität und Attraktivität des Radfahrens wird auch durch unzureichende Abstellmöglichkeiten und die mangelhafte Kontrolle von falsch geparkten Autos auf Radwegen eingeschränkt. In diesen Bereichen wurden von den Befragten sehr niedrige Noten (4,7) vergeben. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Behörden dringend Maßnahmen ergreifen müssen, um die Einhaltung bestehender Regeln zu sichern und innovative Lösungen für die Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr zu entwickeln.
Trotz der vorhandenen Mängel gibt es auch einige positive Aspekte. Die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Fahrrad wird von den Befragten besser bewertet, mit einer Note von 2,8. Auch die Abstellmöglichkeiten und das Angebot an öffentlichen Mieträdern wurden mit jeweils 3,8 bewertet, was auf fortschrittliche Ansätze in der Städteplanung hinweist. Diese Entwicklungen können als Grundlagen für künftige Verbesserungen dienen und belegen, dass ein Umdenken in der Verkehrspolitik bereits in Gang ist.
Ein besonders erfreuliches Ergebnis der Umfrage ist die herausragende Platzierung von Erlangen, das in der Kategorie Städte mit bis zu 200.000 Einwohnern die Note 3,13 erzielte und damit bundesweit den ersten Platz belegte. Dies zeigt, dass eine sorgfältige Planung und konsequente Umsetzung von Radverkehrsmaßnahmen tatsächlich zu positiven Ergebnissen führen können. Im Gegensatz dazu erreicht die Landeshauptstadt München mit 3,89 lediglich Platz 5 der größeren Städte, während Nürnberg mit einer Verbesserung auf 3,99 auf Platz 8 vorgerückt ist.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die kontinuierliche Entwicklung der Radinfrastruktur in Bayern unverzichtbar ist, um das Radfahren als sicheres und komfortables Fortbewegungsmittel zu fördern. Die aktuellen Ergebnisse des «Fahrradklima-Tests» machen deutlich, dass bei der Schaffung geeigneter Bedingungen für Radfahrende noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Nur durch eine umfassende Überarbeitung der bestehenden Infrastruktur sowie durch gezielte Informationskampagnen zur Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmer kann die Akzeptanz und Sicherheit des Radfahrens langfristig gesteigert werden.
Quelle: https://www.antenne.de/nachrichten/bayern/befragung-noch-luft-nach-oben-bei-radlfreundlichkeit
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